Verfasst von: Patrick | 2013/02/20

Irgendwas stimmt nicht…

IMG_2802_2Grosse dunkle Augen starren mich an, oder auch an mir vorbei, so genau weiss ich das nicht. Sie liegt im Zimmer neben dem Kreisssaal wo die schlimmen Fälle landen, die bei denen was schief gegangen ist. Viel Technik, viel Adrenalin, Leben retten direkt am Anfang. Ganz so dramatisch war es bei ihr nicht, aber trotzdem liegt sie hier, irgendetwas stimmt nicht. Wir werden eine Reise zusammen machen, für mich eine von vielen, für sie die erste und vielleicht auch die letzte. Bis vor zwei Stunden war alles in Ordnung. Schwangerschaft, Wehen, ins Krankenhaus fahren, noch mehr Wehen, Kind kriegen. Sie schreit nicht, sie reagiert auf gar nichts, sie schluckt nicht. Sie atmet, das Herz schlägt, das war es dann auch schon. Die Kinderärztin hat versucht in den Hals zu kucken, keine Chance, irgendetwas stimmt nicht.

Ich gehe nach nebenan zu den Eltern um mich vorzustellen, zu erklären was jetzt passiert und zu fragen ob einer von ihnen mitfliegen möchte. Ich treffe zwei Menschen im Schock. Keiner von beiden hat verstanden was los ist, wie auch? Bis gerade eben waren sie glückliche werdende Eltern und jetzt geht gerade die Welt unter. Ich erkläre ruhig wer ich bin und das wir sie jetzt im Inkubator in die Uniklinik verlegen werden. Beide weinen mehr oder weniger ununterbrochen und ich bin mir nicht sicher ob sie mir zuhören. Sie wollen nicht mitfliegen. Sie wollen sich sammeln und dann mit dem Auto hinterherkommen. Vielleicht besser so. Zwei Menschen die versuchen zu verstehen was schief gegangen ist und niemand der ihnen diese Frage zufriedenstellend beantworten kann. Vor dem Kreisssal treffe ich die Kinderärztin und die Gynäkologin sie kennen die Antwort: Manchmal geht etwas schief, daran ist nichts zu ändern. Die Hebamme bringt sie nochmals zu den Eltern bevor wir sie an unsere Überwachung anschliessen und einpacken, schön warm und mit Ohrenschützern. Wir gehen zu Maschine, die Stimmung ist gedrückt. Die Piloten fragen worum es geht und es wirkt ein bisschen so als würden sie die Frage bedauern als sie die Antwort hören. Irgendwas stimmt nicht.

Routine hilft. Einladen, verkabeln, Checkliste, anlassen, Checkliste, Start, Checkliste. Der Flug vergeht ohne Probleme und die Übergabe auf der Neugeborenenintensiv auch.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will wie die Geschichte weitergeht…

Verfasst von: Patrick | 2012/11/15

Kopf —> Tischkante

Manchmal fragt man sich echt… ich durfte heute ein dreijähriges Mädel schlafen legen, aus anästhesiologischer Sicht jetzt kein Hexenwerk, bisschen Propofol, bisschen Fenta, Tracrium, Tubus, fertig. Der Teil der genervt hat war weswegen sie da war: ELF Zähne hat man ihr gezogen! ELF!!! Hallo? Geht’s noch? Der Zahnarzt der sie „operiert“ hat war nach dem Röntgen völlig fassungslos. Er wusste, dass es nicht besonders gut aussah, aber gerechnet hatte er mit drei oder vier Zähnen. Im Grunde ist es völlig ausgeschlossen, dass die Kleine jemals Zähne geputzt hat. Wer macht sowas? Wie ist sowas möglich? Zum Kotzen ist das…

Verfasst von: Patrick | 2012/07/19

Außer Haus

Paul hat mich aus seiner Blogroll gekickt, schöne Scheisse! Kann ich ihm aber nicht wirklich übel nehmen, schliesslich habe ich seit Ewigkeiten nichts mehr geschrieben.

Ich habe viel zu tun, aufregender als das ist es nicht. Wir renovieren unser Haus und ich bin in der Klinik ziemlich eingespannt.

Was gibt es Neues? Seit Anfang des Jahres hat sich mein Arbeitsalltag etwas verändert. Bisher war ich, wie der geneigte Leser (also die Wenigen die sich noch hierher verirren) sicherlich weiss, ausschliesslich im OP tätig. Neuerdings darf ich auch wieder draussen spielen. Ein grosser Wunsch des ehemaligen Rettungssanitäters Patrick ist in Erfüllung gegangen und ich bin nun endlich Notarzt auf einem Rettungshubschrauber. Es mag albern und kindisch sein, aber irgendwo tief drin wollte ich immer Teil einer Hubschrauber-Crew sein. Es ist nicht der, den Ihr im Filmchen etwas weiter unten sehen könnt, das ist eine Maschine der Seerettung, die machen das, was in Deutschland von der Marine mit ihren SAR-Helikoptern übernommen wird. Nein, es ist ein richtiger, klassischer Rettungshubschrauber. Wieder im Rettungsdienst zu arbeiten bedeutet mir unglaublich viel, ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Stress so fehlen würde.  Wie früher schon mal geschrieben habe ich viele Jahre im Rettungsdienst gearbeitet. Ich war immer gern Teil eines kleinen Teams. Es ist etwas besonderes wenn sich alle aufeinander verlassen können, wenn man den nächsten Handgriff nicht besprechen muss, weill alle genau wissen was als nächstes passiert, weil man genau weiss was der andere denkt. Man arbeitet umwoben von einer Form von Teamgeist die meiner Meinung nach nur schwer zu toppen ist.

Was mach ich da nun? Jeden zweiten Monat arbeite ich eine komplette Woche auf dem Hubschrauber. Da in Schweden alles ein bisschen weiter weg ist, macht Intensivtransport etwa die Hälfte aller Einsätze aus. Oft handelt es sich hierbei um Patienten die in einem Gesundheitszentrum (Vårdcentral) diagnostiziert und eventuell erstversorgt wurden und dann zur Weiterversorgung in eine Klinik geflogen werden, alternativ von einem kleineren Krankenhaus in ein grösseres. Die andere Hälfte besteht aus klassischen Primäreinsätzen, also alles von kindlichem Krampfanfall über Herzinfarkt bis Polytrauma.

Im Unterschied zu den meisten deutschen Rettungshubschraubern fliegt unserer rund um die Uhr und hat daher zwei Piloten die im Dunkeln mit Nachtsichtgeräten arbeiten. Es ist schon spannend wenn man mitten in der Nacht auf einer Waldlichtung landet die, eigentlich für die Holzverladung konzipiert ist, um dort einen Herzinfarkt aufzunehmen der mit dem Motorschlitten anderthalb Stunden dorthin transportiert wurde.

Der Job auf dem Hubschrauber hat meinen Arbeitsalltag deutlich aufgehellt, die Abwechslung kam genau richtig und darüberhinaus wird er tierisch gut bezahlt… kleiner Glücksgriff also…

Verfasst von: Patrick | 2012/01/26

Medevac 2

Ganz ehrlich? Ich glaube soviel Spaß wie dabei habe ich bekleidet noch nie gehabt…

Verfasst von: Patrick | 2012/01/04

Medevac 1

Es ist stockfinstere Nacht. Ich liege auf dem Rücken im Wasser. Wellen, eiskalter Regen und Sturmböen schlagen mir ins Gesicht und die Schwimmweste sitzt so eng, dass es mir beinahe die Luft abschnürt. Im Licht der vereinzelten Blitze kann ich meine beiden Kollegen und die Rettungsinsel erkennen. P. ist am nähesten dran und zieht sich als erster hinein. K. rutscht ab und verschwindet im pechschwarzen Wasser. Einen Augenblick später taucht er wieder auf und schafft es im zweiten Anlauf in die Insel. Ich versuche ebenfalls dorthin zu gelangen. Koordinierte Schwimmzüge sind dank der Schwimmweste unmöglich, halb in Seitenlage bewege ich mich vorwärts und komme nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an der Rettungsinsel an. Als ich endlich die Leine zu fassen kriege und versuche mich in den Einstieg zu ziehen, merke ich erstmals wie schwer mein vollgesogener Overall ist. Mit grosser Mühe ziehe ich mich über den Wulst der Insel und falle wie ein Stein zwischen P. und K. P. wirft den Schleppanker aus und gemeinsam ziehen wir das Dach über die Insel um etwas Schutz vor dem Regen zu bekommen der unbarmherzig und kalt auf uns niederprasselt. Danach beginnen wir das Wasser aus unserem schaukelnden ”swimming-pool” zu schöpfen während wir auf unsere Rettung warten…

Da geht das Licht an, der Regen hört schlagartig auf und die Wellen werden kleiner und kleiner. ”Gut gemacht Jungs!” ruft uns der Ausbilder zu und winkt uns zu sich. Wir lassen uns ins Wasser plumpsen und schwimmen, diesmal ohne die ”Hilfe” der Wellen, zum Beckenrand. Auch mit einer Leiter ist es nicht einfach in voller Montur aus dem Wasser zu steigen. Wir lassen endlich die Luft aus den Schwimmwesten, atmen durch und mit der Gewissheit, dass das Grinsen in meinem Gesicht noch ein paar Stunden anhalten wird schlappe ich Richtung Dusche… Fortsetzung folgt…

Verfasst von: Patrick | 2011/10/04

47 Minuten…

… bis zur Keynote!
Ich hab‘ iHype! Ganz schlimm, fast mit Fieber!

 http://www.macrumors.com/2011/10/04/live-coverage-of-apples-lets-talk-iphone-event/

 

 

 

 

Verfasst von: Patrick | 2011/09/26

Schlimmer als Ohrwurm…

Kennt Ihr das? Irgendeine Melodie, eine Filmszene oder sonstwas poppt in Eurem Gehirn auf , Ihr habt keine Ahnung woher das stammt und das treibt Euch dann in den Wahnsinn… ich habe mal drei Tage damit verbracht auf den Titel der Serie „Remington Steele“ zu kommen, völlig bescheuert… irgendwie keimt in mir da ein pathologischer Ehrgeiz auf, der bewirkt, dass ich um jeden Preis selber auf die Lösung kommen will. So auch vergangenen Samstag. Ich bin mit einer Melodie im Kopf aufgewacht und wusste nur „das ist was mit Pferden“. Das ganze Frühstück über habe ich die beste Frau von allen (ich hoffe Kinderdok verzeiht mir, dass ich mir das „geliehen“ habe) mit meinem dauernden Pfeifen genervt… aber das Gefühl als mir dann endlich „Die glorreichen Sieben“ einfiel… unbezahlbar!

Verfasst von: Patrick | 2011/09/06

Tunnelblick

Ich stehe im Saal und habe gerade eine Cystektomie vollverkabelt als ich angepiepst werde. Es ist ein Dienstag, der Wochentag an dem wir meist viele grosse OPs haben. An diesem Dienstag sind das eine Aorta, meine Cystektomie, ein grosser Darm, ein richtig kranker Aortastent in der Radiologie und noch ein paar kleinere Sachen. Zu allem Übel habe ich die Verantwortung für die Abteilung, was bedeutet, dass alle Anmeldungen, alle Probleme und vor allem alle dämlichen Fragen auch bei mir auflaufen.

Die Nummer von der ich angepiepst werde verheisst nichts Gutes, Notaufnahme… Als ich zurückrufe meldet sich die diensthabende Frontfrau der Chirurgen, ihres Zeichens Assistenzärztin im zweiten Monat. „Ich habe gerade einen perianalen Abszess aufgenommen, den ich so schnell wie irgendmöglich operieren muss!“ Oha! Sie hat „muss“ gesagt. Meine erste Frage ist, ob sie schon mit ihrem Tageshintergrund gesprochen hat? „Natürlich! Der hat gesagt wir sollen zügig in den OP!“. Ich bin ja nicht ganz doof und weiss, dass sie mich gerade komplett angelogen hat, weil eben dieser Tageshintergrund, also der Oberarzt der die Planung der Chirurgen gerade in der Hand hat, vor 10 Minuten einen akuten Ileus angemeldet hat, der wirklich sofort in den OP soll und den er selbst operieren wird.

Wir haben pro OP-Abteilung einen Akutsaal inkl. Team für ungeplante OPs. Dieser Saal ist an diesem Tag schon voll gebucht, erst der Ileus, dann ein arterieller Verschluss im Bein und dann eine akute Galle und es ist noch nichtmal 10 Uhr. Unsere Operateure sind gezwungen bei Anmeldung einer OP im System eine Priorisierung des Eingriffs entsprechend der Dringlichkeit vorzunehmen. Der Ileus hat „innerhalb 1 Stunde“ bekommen, das kalte Bein „4 Stunden“ und die Galle „24 Stunden“.

Dementsprechend ist meine nächste Frage, wie sie denn den Pickel am Popo eingeteilt hat? „2 Stunden“ …plonk… ahjetztja… Dritte Frage: „Meinsudasjetztechternst?“ – „Ja, doch, der hat voll die Schmerzen!“.

Jetzt ist es Zeit diesem Spielchen ein Ende zu bereiten. „Wann hat er zuletzt gegessen?“ „Er hat sich gerade ein Snickers aus dem Automaten geholt, aber das ist doch nicht schlimm, ihr könnt doch da so eine spezielle Einleitung machen, hab ich gelesen…“ Ich mobilisiere alles was an Freundlichkeit noch in mir steckt und erkläre ihr, dass wir es lustig finden wenn die Anzahl der eingeleiteten mit der der geweckten Patienten übereinstimmt und wir daher, wenn möglich, warten bis die Patienten nüchtern sind. Dann erkläre ich ihr, dass ich einen Pickel am Arsch nicht als lebensbedrohlich einstufe und bitte sie angesichts des mehr als strapazierten Op-Programmes die Priorisierung von 2 auf 24 Stunden zu ändern und dem Patienten eine anständige Schmerztherapie zukommen zu lassen…

„Könnt ihr den nicht irgendwo dazwischen schieben? Das geht ganz schnell, ehrlich…“. Ich mach‘ das ja sonst nicht, aber da lege ich einfach auf…

Verfasst von: Patrick | 2011/09/05

Dickschiffe

Kinderdok hat sich aufgeregt… teilweise zu Recht, teilweise … naja…

Kinderdoks Provokation ist harmlos, die Reaktionen die man in den Kommentaren lesen kann, hingegen teilweise völlig übertrieben… in alle Richtungen.

Was ist ein SUV? Schwere Frage auf die es eigentlich keine Antwort gibt. Die Schweden nennen die Dinger übrigens „stadsjeep“, also „Stadtjeep“, kleine Stichelei, nicht ganz ohne Substanz. Es gibt aber keine richtige Definition und damit kann sich jeder genau das rauspicken, was gerade am Besten in die eigene Argumentationskette passt. Für die SUV-Gegner ist es ein viel zu grosses, spritfressendes, viel zu schweres, unötiges und meist hässliches Auto. Für die Befürworter (meist Fahrer) ist es ein praktisches, bequemes Auto mit viel Platz und dem Plus an Sicherheit das man durch Allradantrieb haben kann (nicht muss)… wer hat recht? Keiner? Alle?

Um es kurz zu machen, ich bin schuldig, ich bin einer von ihnen, von den bösen, bösen SUV-Fahrern. Das corpus delicti, ein Kia Sorento der unseren Volvo V70 abgelöst hat…

Wie man den Kommentaren zu Kinderdoks Artikel entnehmen kann, wird denjenigen, die die Tatsache ein solches Auto zu haben zugeben und erklären relativ fix Humorlosigkeit vorgeworfen, auch wenn da böse unter der Gürtellinie herumverallgemeinert wird. Egal.

Wir wollten sieben Sitze und Allradantrieb, wir wollten höher sitzen (wegen der Übersicht und der Elche, nicht wegen der Macht), wir wollten Qualität, viel Garantie und kein Vermögen bezahlen. Sieht man vom letzten Punkt ab wollten wir einen VW-Bus, genauer gesagt einen Multivan. Und da sind wir an einem interessanten Punkt angelangt. Ein VW-Bus ist gross, breit, schwer, spritfressend, indieHeckscheibeblendend, hoch und hat damit alle Nachteile, die SUV auch haben. Warum ist es also politisch korrekter einen Bulli zu fahren als ein SUV? Warum es für uns kein Multivan geworden ist ist leicht erklärt, er war schlicht zu teuer, VW will nämlich für das perfekte Grossfamilienauto so richtig Schotter sehen. Aber zurück zur Frage, wieso ist es völlig in Ordnung einen VW-Bus zu fahren, nicht aber bei einen Geländewagen?

Es ist wie so oft im Leben, es gibt solche und solche und wenn man alle über den gleichen Kamm schert macht man was falsch. Falls nötig kann ich unsere Entscheidung völlig problemlos rechtfertigen, vor mir selbst, vor unseren Freunden und damit vor allen deren Meinung mir was bedeutet, der Rest ist mir Wummse. Das Problem ist natürlich, dass in dem was Kinderdok geschrieben hat die eine oder andere Wahrheit steckt, die er leider durch teilweise unsachliche und reisserische Provokationen in die Tonne kloppt. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass wir ein Auto aus einem Marktsegment gekauft haben in dem sich ähnlich viele Profilneurotiker, Schwachköpfe und Minderwertigkeitskomplexe rumtreiben wie drüben bei den Sportwagen, aber damit kann ich leben, immerhin haben wir sieben Jahre Garantie…

Verfasst von: Patrick | 2011/05/08

commando…

Meine jüngste Tochter kommt etwa alle fünf Minuten zu mir, damit ich ihr beim Bekleiden einer Barbie-Puppe helfe. Nachdem ich der gefühlt fünfzigsten Puppe in ein Abendkleid/Sportdress/Hosenanzug geholfen habe muss ich dann doch mal fragen:

– Warum haben Deine Barbies alle keine Unterwäsche an?

– Brauchen die nicht.

Ahjetztja…  o_O

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